
Yoann Ignatiew
General Partner, Head of International Equity and Diversified
Das erste Quartal des Jahres war von einer Reihe von Nachrichten geprägt, die die Märkte auf eine harte Probe stellten. Welche Auswirkungen hatte der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, die restriktivere Geldpolitik der Zentralbanken und der erneut starke Covid-19 Anstieg in China auf die Fonds R-co Valor und R-co Valor Balanced?
Die Aktienmärkte schlossen das erste Quartal 2022 – überschattet durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine, die restriktivere Geldpolitik der Zentralbanken und erneute Covid-19-Ausbrüche in China – im Minus. Zum Ende des Geschäftsjahres stand der MSCI All Country World-Index bei -5,53% aufgrund der Entwicklung in den USA (S&P 500: -4,95% in USD), und angesichts des unmittelbar bevorstehenden Kriegs in Europa (Euro Stoxx 50: -9,21% in Euro). Die Schwellenländer wurden ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogen (MSCI Emerging: -7,32%)(1), vor allem China, wo die erneuten Fälle von Covid-19 die Wachstumsziele der Regierung für das laufende Jahr gefärden.
Seit Jahresbeginn verzeichnet der R-co Valor eine Performance von -1,03%(2). Die Robustheit des Fonds war im Berichtsquartal überwiegend dem positiven Performancebeitrag der Rohstoffwerte im Portfolio zuzuschreiben. Die bereits seit mehreren Monaten steigenden Preise für Rohstoffe zogen infolge des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine – beides wichtige Exportländer für Erdöl, Gas, Erze und Getreide – weiter an.
Ende März machten Bergbauwerte 15,3% der Aktienexposure des Fonds aus, Energietitel dagegen nur noch 2,4%. Stark belastet wurde die Fondsperformance jedoch durch Technologieaktien. Die beiden wichtigsten Teilsegmente des Sektors, US-amerikanische und chinesische Technologiewerte, litten unter steigenden Zinsen in den USA und der Unsicherheit in Bezug auf ein mögliches Delisting chinesischer ADR(3).
Das Netto-Aktienexposure des Fonds wurde im ersten Quartal des Jahres durch Gewinnmitnahmen und einer strategischen Reduzierung des Aktienrisikos gesenkt. Von 86% per Ende Januar wurde sie bis Ende März auf 82% reduziert. Hierzu tätigten wir Gewinnmitnahmen mit dem Verkauf oder Teilverkauf von einzelnen Titeln, hauptsächlich unserer diversifizierten Bergbau- und Energiewerte. Umgekehrt stockten wir Aktien aus den Sektoren Technologie, Industrie und Freizeit/Dienstleistungen nach drastischen Kurskorrekturen geringfügig auf.
Unsere geografische Schwerpunkt-Exposure ist mit 55% noch immer Nordamerika. Die Anlagezone erhält seit Jahresbeginn Schub durch einen Flight to Quality -Trend, so dass sich die US-Indizes wieder auf ihre Niveaus von vor der Invasion der Ukraine erholen konnten. Europa, mit aktuell 27% Aktienexposure, wird derzeit durch seine geografische Nähe zum Kriegsschauplatz belastet. Sollten es zu einer Einigung kommen, wäre das Aufholpotenzial enorm. China, aktuell bei 14% Aktienexposure, setzt derzeit offenbar die Priorität auf die Eindämmung der Pandemie. Unterstützung kommt jedoch von der Regierung, die alles tut, um ihr Wachstumsziel von 5,5% zu erreichen, und der Zentralbank, die ihre Leitzinsen gesenkt hat. An den Nerven der Investoren zerrt ferner die Inversion der Zinskurve in den USA, denn sie gilt als starkes Signal für eine potenzielle Rezession. Der Balanceakt der Zentralbanken erscheint angesichts des durch den Ukraine-Krieg angeheizten Inflationsdrucks, der sich zu einem Dauerzustand auswachsen könnte, immer gefährlicher. Die Lage am Arbeitsmarkt bleibt angesichts einer Arbeitslosenquote von 3,6% vor allem in den USA angespannt und erhärtet so die Hypothese einer durch Lohnauftrieb ausgelösten Inflationsspirale. Im Gegensatz zu den sonstigen Länderallokationen leidet China derzeit unter der erneut aufflammenden Pandemie, so dass sein Wachstumsziel gefährdet sein könnte, wenn sich das Problem länger hinzieht. Die Entschlossenheit der Regierung zur Stimulierung der Wirtschaft schürt jedoch die Hoffnung, dass im Jahresverlauf noch mit weiteren Stützmaßnahmen zu rechnen ist.
Im Hinblick auf die Transaktionen im Fonds halten wir an unserer disziplinierten Vorgehensweise fest, nehmen unsere Gewinne bei Werten mit, deren Kurse in den letzten Monaten stark gestiegen sind, und stocken opportunistisch Aktien auf, die vom Markt zu stark abgestraft wurden.
Quelle: Rothschild & Co Asset Management Europe, 31/03/2022.
Im ersten Quartal 2022 wurde die Aktienexposure des Fonds auf 43% gesenkt. Das Anleihenportfolio stand Ende März bei 48%
Das Aktienportfolio des R-co Valor Balanced bildet dasjenige des R-co Valor nach. Daher sind die vorgenommenen Transaktionen und die Positionierung der beiden Fonds identisch.
Quelle: Rothschild & Co Asset Management Europe, 31/03/2022.
In Europa standen Anleihen aufgrund der steigenden Zinsen und der Erweiterung der Spreads(1) seit Jahresbeginn unter Druck. Entsprechend verzeichneten Investment Grade(2)-Papiere ein Minus von 5,36%, während High Yield(3)-Anleihen im Quartalsverlauf 4,66% einbüßten. Dies entspricht dem stärksten Rückgang beider Segmente seit März 2020. Der Aufwärtstrend der Zinsen, der Anfang des Jahres begann, beschleunigte sich im März auf beiden Seiten des Atlantiks. Aufgrund des Kriegs in der Ukraine und der gegen Russland verhängten Sanktionen stiegen die Inflationserwartungen vor allem in Europa, wo sie um 50 Basispunkte (bp) auf 2,74% für die kommenden 10 Jahre anzogen(4). So schloss die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen 41 bp höher bei 0,55%(4). In den USA hat die FED ihren Leitzins erstmals um 25 bp angehoben
und und weitere Schritte zur Entlastung ihrer Bilanz angedeutet. Die Erwartungen in Bezug auf einen schnellen Straffungskurs lösten eine Verflachung der Zinskurve aus. Obwohl die 10- und die 2-jährigen Zinsen unterschiedlich stark, d.h. um 51 bp bzw. 86 bp stiegen, schlossen beide Zinssätze auf dem gleichen Stand, d.h. bei 2,34%(4). Der Euro-Rentenmarkt steht seit Jahresbeginn unter Druck und verzeichnete in den letzten vier Wochen massive Mittelabflüsse. Die Zahl der Neuemissionen am
Primärmarkt liegt deutlich unter ihren Durchschnittswert; gleichzeitig ist die Liquidität am Sekundärmarkt gering, da die Anleger sich alles in allem in Zurückhaltung üben. Wie der Euro-Rentenmarkt litt auch der Fonds im Berichtsquartal vor allem unter dem Repricing(5) der Anleger und der entgegen den Erwartungen weniger lockeren Geldpolitik der Zentralbanken. Mit Blick auf die Anlagen nutzten wir günstige Kaufgelegenheiten am Primär- wie auch am Sekundärmarkt. Aus der Nervosität an den Finanzmärkten ergeben sich Anlagechancen vor allem bei Investment Grade Anleihen, die ein attraktives Renditepotenzial bieten. Deshalb investierten wir in die mit BBB geratete Neuemission von Mercialys, die eine Rendite von 2,5% bietet. Interessant sind auch High Yield-Emissionen von Investment Grade-Emittenten, wie z.B. die AT1 von Intesa Sanpaolo mit einer Rendite von 6,37%(4). Gleichzeitig begannen wir mit dem Verkauf renditeschwacher Kurzläufer. Wie im Aktienportfolio bleiben wir beim Einsatz unserer Cashreserve vorsichtig, investieren aber opportunistisch in Anleihen mit soliden Fundamentaldaten und attraktiven Renditen.
Stand 5. April 2022
Quelle: Rothschild & Co Asset Management Europe, 31/03/2022.